Textatelier
BLOG vom: 27.09.2006

Massenmord-Variation: Tausende Streubomben aus Israel

Autor: Walter Hess, Biberstein CH
 
Der aus der griechischen und englischen Sprache übernommene Begriff Holocaust bedeutet grundsätzlich die Massentötung von Menschen; er wird meistens auf die Juden-Vernichtung während des 2. Weltkriegs angewendet, ein furchtbares Verbrechen, an welches das betroffene Volk bei jeder Gelegenheit ununterbrochen erinnert, auf dass solch ein unbeschreiblicher Akt nie mehr passiere. „Die Zukunft braucht Erinnerung“, ist das Leitmotiv des Holocaust-Denkmals in Berlin.
 
Doch man gestatte mir, auch den Abwurf von Hunderttausenden von Streubomben (amerikanischer Originalausdruck: Cluster bombs) durch die israelische Armee im Libanon unter den Begriff Holocaust zu subsummieren. Diese Bomben sind Ansammlungen von bis zu 1000 und mehr kleinen Bomben (Bomblets), die über riesige Flächen alles Leben vernichten, zum Teil nicht explodieren (schätzungsweise sind 40 Prozent Blindgänger), dann als Minen liegen bleiben oder gar auf Bäumen hängen und ganze Landstriche, bis zu 250 000 Quadratmeter umfassend, verseuchen. Sie können somit eine im übelsten Sinne nachhaltige Wirkung entfalten und jederzeit unschuldiges Leben vernichten oder durch schwere Verletzungen beeinträchtigen. Kinder, welche die Blindgänger wie Spielbälle behandeln, sind besonders gefährdet. Vielleicht ist das ja auch einer der Zwecke der Verseuchungen. Belgien ist das erste Land, das solche Waffen (seit 2006) konsequent verboten hat, ein einsames Vorbild.
 
Von Amerika ist man solche Schandtaten, die durch nichts zu entschuldigen sind, gewöhnt; sie zeugen von einem in ethischen und intellektuellen Belangen abgrundtiefen Niveau. Doch dass sich die leidgeprüfte israelische Nation auf diese kriminelle Tiefstebene begibt, ist kaum fassbar. Offenbar gehört es zur Politik dieses Landes, die umliegenden Gebiete durch Verseuchungen, Infrastrukturzerstörungen und Vernichtung der Lebensgrundlagen unbewohnbar zu machen, die dortige angestammte Bevölkerung weiterhin mit allen Mitteln zu vernichten oder zu vertreiben, um sich selber ungehemmt ausdehnen zu können. Auch der himmelschreiende Mauerbau durch Nachbargebiete, der von den westlichen Medien heruntergespielt wird, ist ein Mittel dazu, den Nachbarn die Bewegungsfreiheit einzuschränken und ihnen das Leben zur Hölle zu machen. Eine andere, subtilere Form von Holocaust.
 
Eine Agenturmeldung (AP) von heute Mittwoch, 27. September 2006, hat die Folgen des verantwortungslosen Streubomben-Einsatzes aufgezeigt: „Bei Explosionen von Streubomben in Südlibanon sind ein neunjähriger Junge getötet und 4 weitere Menschen verletzt worden. Der Junge war sofort tot, als die Bombe in der Nähe seines Wohnhauses im Dorf Sawwaneh, 17 Kilometer nördlich der Grenze zu Israel, detonierte, wie aus Sicherheitskreisen verlautete. 3 Männer erlitten Verletzungen. In Kaakajiet al Jisr, 10 km nördlich von Sawwaneh, wurde eine 36 Jahre alte Frau bei der Explosion einer weiteren Streubombe verletzt.
 
UNO-Experten schätzten die Zahl der von Israel abgefeuerten, nicht explodierten Streubomben in Südlibanon am Dienstag auf bis zu einer Million. Auf wiederholte Anfragen der UNO zu genaueren Informationen über die Lage von Streubomben hat Israel bislang nicht reagiert. Seit Ende der Kämpfe am 14. August kamen in der Region 14 Menschen durch explodierende Streubomben ums Leben, etwa 90 wurden verletzt.“
 
Wer sorgt eigentlich dafür, dass sich Israel nicht weiterhin mit solchen Massenvernichtungswaffen, die es offensichtlich hemmungslos einsetzt, aufrüsten kann?
 
Bei Holocaust-Erinnerungsfeiern wird man in Zukunft auch an die leidende libanesische Bevölkerung und die libanesischen Streubomben-Toten denken müssen.
 
Hinweis
Bitte beachten Sie dazu auch den Kontrapunkt "Ächtet den Bombenterror" von Prof. Dr. Dr. Klaus Mylius F.A.B.I.
 
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